Zungenpiercing

Zungenpiercing

Das Zungenpiercing zählt zu den beliebtesten Piercingarten. Dabei wird ein Schmuckstück durch die Zunge gestochen.

Zungenpiercings erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Schmuckstücke lassen sich im Mund dezent unterbringen und können auf Dauer nicht gesehen werden. Auch ihre Pflege ist einfach.

Überblick

  • Name: Zungenpiercing
  • Wo wird es gestochen: durch die Zunge
  • Kosten Piercing: 40 – 60 EUR
  • Art: Mundpiercing
  • Heilungsdauer: 3-6 Wochen
  • Schmerzen beim Stechen: leicht

Herkunft des Zungenpiercings

Bekannt sind Zungenpiercings etwa seit dem 16. Jahrhundert, als die spanischen Konquistadoren Mittelamerika durchquerten und dabei auf Indianerstämme stießen, die Schmuckstücke u. a. auf ihrer Zunge trugen. Aber auch mittelamerikanische Steinreliefs berichteten vom Durchstechen der Zunge oder anderen Körperteilen wie Genitalien, Wangen und Ohren.

Zungenpiercings kamen aber auch in anderen Erdteilen häufig zum Gebrauch wie zum Beispiel bei den Ureinwohnern Australiens, den Aborigines. Über die Gewohnheiten der Aborigines bezüglich der Schmuckstücke ließ sich leider nur wenig in Erfahrung bringen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelangte das Zungenpiercing auch nach Europa und wurde vor allem in Zirkussen und Freak-Shows vorgeführt. Bei den Darbietungen kam es zum Schneiden und Durchstechen von Zungen, was seinerzeit als spektakulär galt.

Wie das Zungenpiercing außerhalb von spirituellen Ritualen zum Schmuckstück wurde, ist nicht bekannt. Eine der wenigen zeitgeschichtlichen Dokumentationen der Gegenwart berichtet, dass sich erstmals der deutsche Tätowierer Horst Heinrich Streckenbach (1925-2001) 1978 ein Zungenpiercing stechen ließ.

In den 90er Jahren konnte sich das Zungenpiercing auch im Westen verbreiten. Großen Anteil daran soll die amerikanische Piercerin Elayne Angel gehabt haben. Auch Künstler wie der Sänger und Tänzer Keith Flint sowie die Sängerin Melanie Brown von den Spice Girls trugen dazu bei, das Zungenpiercing populärer zu gestalten.

Motivation des Piercings

Zur Anwendung gelangten die Piercings in früheren Zeiten in erster Linie zu rituellen Zwecken. So legten die mexikanischen Azteken ihre Zungenpiercings für Rituale, wie beispielsweise Blutopfer an die Götter, an. Im mittleren Osten verwendeten islamische Sufis Piercings, um sich mit ihnen in einen Trancezustand zu begeben, der auf diese Weise nach außen hin sichtbar werden sollte.

In Phuket in Thailand wird seit 1825 das „Fest der neun Kaisergötter“ abgehalten. Die Teilnehmer beschwören dabei die Götter, versetzen sich in Trance und durchstechen ihre Zungen mit allerlei Gegenständen wie Eisenstangen oder Schwertern.

In der Gegenwart wird das Zungenpiercing im westlichen Kulturkreis vor allem als Schmuckstück benutzt. Viele Träger empfinden es als angenehm beim Küssen.

So wird das Zungenpiercing gestochen

Wer sich ein Zungenpiercing stechen lassen möchte, sollte dabei bedenken, dass die Zunge einen empfindlichen Muskel bildet, der für verschiedene Tätigkeiten gebraucht wird. Weil dabei eine Verletzung im Mundraum entsteht, ist sorgfältige Hygiene überaus wichtig. Außerdem sollte beim Durchstechen entspannte Lockerheit herrschen.

Durchgeführt wird das Zungenpiercing im Sitzen, falls Probleme mit dem Kreislauf auftreten. Außerdem kann der Piercer dadurch leichter seine Arbeit erledigen. Erster Schritt ist das Betäuben der Mundhöhle. Danach markiert der Piercer die Ein- und Austrittsstelle und fixiert die Zunge mit einer Klemmzange. Für das Durchstechen greift er auf einen peripheren Venenkatheter zurück.

Der Piercer muss bei seinem Vorgehen größte Sorgfalt walten lassen. So darf er keinesfalls das mit dem Unterkiefer verbundene Zungenbändchen verletzen. Ebenfalls zu berücksichtigen sind die Zähne, da sie durch das Schmuckstück nicht in Mitleidenschaft gezogen werden dürfen.

Gesundheitliches Risiko

Das Stechen eines Zungenpiercings ist mit gewissen gesundheitlichen Risiken verbunden. Zum Beispiel besteht die Gefahr, dass die Geschmacksnerven beeinträchtigt werden. Weil sich in der Zunge zudem einige größere Blutgefäße befinden, ist es ratsam, das Piercing immer nur von einem erfahrenen Piercer vornehmen zu lassen.

Weitere denkbare Komplikationen können Infektionen mit einem möglicherweise schweren Verlauf, Ödeme, Schwellungen, Verletzungen des Zahnfleisches oder verstärkter Speichelfluss sein. Auch Blutungen sind keine Seltenheit, gelten jedoch zumeist nicht als bedrohlich. Mitunter ist auch die Schädigung der Geschmacksnerven möglich.

Ruft das Zungenpiercing Schwellungen hervor, kann die Sprache darunter leiden. Heilt die Wunde ab, verschwindet dieses Problem jedoch meist wieder. Es besteht aber die Möglichkeit, dass das Schmuckstück das Sprechen und Bewegungen der Zungen schwieriger macht.

Als eine der häufigsten Komplikationen des Zungenpiercings gelten Läsionen der Zähne. Sie zeigen sich vor allem dann, wenn der Träger an dem Schmuckstück nuckelt oder es mit seinen vorderen Zähnen festhält. Nach einigen Monaten droht dann eine scheunentorähnliche Verschiebung der Vorderzähne. Das Klappern mit dem Piercing gegen die Zähne ist zu vermeiden, weil der Zahnschmelz dadurch beschädigt wird.

Schmerzen

Die Schmerzen beim Piercen fallen in der Regel nur gering aus. Nach der Prozedur kann die Zunge jedoch anschwellen. Aus diesem Grund kommt in der Anfangszeit ein länglicher Zungenstecker zur Anwendung. Ist die Zunge einige Tage später wieder abgeschwollen, kann er gegen das eigentlich vorgesehene Schmuckstück ausgetauscht werden.

Weil die Schmerzen in den ersten Tagen am intensivsten ausfallen, sollte möglichst breiartige Nahrung oder Flüssigkeit in kleineren Portionen verzehrt werden.

Heilung und Pflege

Es dauert im Normalfall drei bis sechs Wochen, bis die Piercingwunde wieder verheilt ist. In diesem Zeitraum wird vom Genuss von Zigaretten und Alkohol abgeraten.

Nach dem Essen ist es wichtig, den Mund gut auszuspülen. Die regelmäßige Zufuhr von Flüssigkeit vor dem Zubettgehen hilft beim Abklingen der Schwellung. Bei der Heilung und Pflege ist jedoch das richtige Maß einzuhalten, weil sich zu viel Reinigung negativ auf den Heilungsverlauf auswirken kann.