Daith-Piercing

Daith-Piercing – Wissen, wie’s geht

Beim Stechen eines Daith-Piercings ist der Name Programm, denn es sitzt an einer der empfindlichsten Körperstellen: im ersten Knorpel der Ohrmuschel direkt über dem Gehörgang. Hier sollten nur erfahrene Piercer/-innen ansetzen, sonst drohen Schäden, die weit über gewöhnliche Entzündungen hinausgehen.

Überblick

  • Name: Daith-Piercing
  • Wo wird es gestochen:an der Knorpelfalte direkt über dem Gehörgang
  • Kosten Piercing: 30 – 80 EUR
  • Art: Ohrpiercing
  • Heilungsdauer: 3-6 Monate
  • Schmerzen beim Stechen: schwer

Ursprung und Entwicklung dieser Piercing-Variante

Obwohl die Bezeichnung „Daith-Piercing“ englisch wirkt, ist sie es nicht. Auch die walisische Vokabel daith (Reise) hat mit dieser Schmuck-Variante nur sinngemäß zu tun. Der Name des Piercings leitet sich ab vom hebräischen Wort für Wissen, daath. Es entstammt der jüdischen Mystik und umschreibt eine von zehn Möglichkeiten, Erkenntnis zu gewinnen.

So jedenfalls gab es eine Kundin des US-amerikanischen Body-Artists Erik Dakota an, als sie sich einen Stecker in die Crus helicis setzen lassen wollte. Zugleich versicherte sie ihm, dass ein Piercing an dieser Stelle große Erfahrung voraussetzt – und der Begriff daher doppelt treffend wäre.

Die beiden kamen überein, die Schmuck-Technik als Daith-Piercing ins Programm des Künstlers aufzunehmen. Kurz darauf wurde sie erstmals im Body Play Magazin des Modern Primitive-Gründers Roland Loomis aka Fakir Musafar vorgestellt. Auf Basis seines Berichts etablierte sich das Daith-Piercing als eine der zahlreichen Varianten urbaner Körperkunst.

Motivation für ein Daith-Piercing

Die Gründe, sich „daithen“ zu lassen, können unterschiedlicher kaum sein. Im Gegensatz zu vielen anderen Body-Art-Varianten hat dieses Piercing mehrere Bedeutungen. Eine davon geht weit über seinen Schmuck-Charakter hinaus:

Das Durchstechen des Innenohr-Knorpels soll gegen Kopfweh und Migräne-Attacken helfen, denn genau auf der Crus helicis sitzt ein sogenannter Druckpunkt. Wird er gezielt gereizt, produziert der Körper Botenstoffe, die Schmerzen lindern und entspannend wirken.

Den Beweis, dass sich dieser Effekt durch ein Daith-Piercing manifestiert, kann niemand liefern. Wissenschaftliche Studien dazu existieren nicht und nach den Lehren der Traditionellen Chinesischen Medizin ist das Durchstechen von Akupressur- und Akupunktur-Punkten sogar kontraproduktiv.

Doch die meisten haben ohnehin eine andere Motivation, sich „daithen“ zu lassen. Sie lassen sich das Ohr nicht zum Zweck der Heilung piercen – sondern als Ausdruck individueller Ästhetik. Für sie ist Schmuck in der Crus helicis eine von vielen Möglichkeiten, den Körper durch Punchen oder Stechen zu betonen.

So entsteht ein Daith-Piercing

Ein Daith-Piercing ist jedoch nicht bei jeder Person möglich. Das Knorpelgewebe, durch das gestochen wird, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich stark ausgeprägt – und mitunter so fest, dass das Piercen erhöhte Risiken birgt. Darüber hinaus verlaufen zahlreiche Nerven durch die Crus helicis, die beim Einsetzen von Schmuck beschädigt werden können.

Aus diesen Gründen darf beim Daith-Piercing auf keinen Fall eine Ohrloch-Pistole zum Einsatz kommen. Sie würde das feste Gewebe quetschen oder den Knorpel splittern lassen. Der/die Body-Artist entscheidet nach Dicke und Struktur des Knorpels, ob eine gewöhnliche Piercing-Nadel oder ein Dermal-Punch geeigneter ist.

Beim Stechen geht er/sie genauso vor wie bei jedem anderen Piercing: Der zu schmückende Bereich wird desinfiziert, die Einstichstelle markiert und unter hohem Druck mit der ausgewählten Spezial-Nadel durchstoßen.

Durch die Besonderheit des Gewebes verursacht ein Daith-Piercing verhältnismäßig starke Schmerzen. Das Empfinden ist jedoch individuell, sodass pauschale Aussagen unzulässig sind. Außerdem nimmt das „Daithen“ nur wenige Sekunden in Anspruch, sodass der Reiz aushaltbar ist.

Schnellere Heilung durch angepasste Pflege

Auch die Heilung des Piercings wird durch die besondere Stelle am Ohr beeinflusst. Im Gegensatz zu Hautgewebe braucht Knorpel länger, um sich zu regenerieren. Der Prozess nimmt bis zu sechs Monate in Anspruch. Währenddessen sollte ausschließlich der medizinische Stecker verwendet werden, den der/die Body-Artist beim Piercen eingesetzt hat.

Es ist normal, wenn das Ohr bzw. der Stech-Bereich unmittelbar nach dem Eingriff anschwillt, warm wird oder pocht. Nur, wenn diese Beschwerden längere Zeit anhalten, besteht Grund zur Sorge. Auch beginnende Entzündungen, allergische Reaktionen oder unklare Pigmentstörungen sollten durch die ausführenden Piecer/-innen kontrolliert werden.

Zur Pflege des Stichkanals empfehlen sich folgende Verhaltensregeln:

  • Den Piercing-Stecker nur mit gereinigten und desinfizierten Händen berühren und weder herausnehmen noch wechseln.
  • Die unmittelbare Umgebung des Piercings, vor allem aber den Stichkanal dreimal täglich desinfizieren.
  • Eventuell entstehende Krusten mit einem Wattestäbchen und warmem Kamillen-Aufguss lösen.
  • Das Daith-Piercing in den ersten Tagen vor Kontakt mit Pflege-Produkten wie Seife, Shampoo oder Haarspray schützen.
  • In den ersten zwei Wochen nach dem Stechen keine Schwimmbad-, Sauna- oder Solaruims-Besuche planen. Von Sportarten, die Verletzungsrisiken am Ohr bergen, ist ebenfalls abzusehen. Dazu gehören auch „leichte“ Betätigungen wie Ballspiele oder Turnen.
  • Beim Tragen von Mützen, Schals oder Tüchern achtgeben, dass der Piercing-Stecker nicht hängenbleibt.
  • Das gestochene Ohr im Liegen hohl lagern bzw. auf der anderen Körperseite oder in Rückenlage schlafen.

Erst, wenn das Daith-Piercing vollkommen abgeheilt ist, darf der Schmuck gewechselt werden. Zur Auswahl stehen Ball Closure Ringe oder Barbells, aber auch sogenannte Haertilages – herzförmig gebogene Ringe.