Das Intimpiercing
Piercings im Intimbereich
Im Bereich der Genitalien sind sowohl bei den Frauen, als auch bei den Männern viele Piercing-Varianten möglich. Diese unterscheiden sich grundsätzlich aufgrund der verschiedenen Anatomie zwischen Mann und Frau. Einige Varianten sind jedoch bei beiden Geschlechtern möglich.
Überblick
- Name:Intimpiercing
- Wo wird es gestochen: im Bereich der Genitalien
- Kosten Piercing: 55 – 100 EUR
- Art: Intimpiercing
- Heilungsdauer: je nach der Art
- Schmerzen beim Stechen: mittel bis schwer
Herkunft und Geschichte des Intimpiercing
Traditionell geht man von einer Herkunft des Intimpiercing in Südostasien aus. Traditioneller Genitalschmuck wurde in unterschiedlichen Stämmen von Indien bis Borneo entdeckt. Schon im 2. Jahrhundert wurde der Genitalschmuck bei Männern im Kama Sutra erwähnt.
In den westlichen Ländern wurde das Piercing zu einer kurzlebigen Modererscheinung in der gesellschaftlichen Oberklasse gegen Ende des 19. Jahrhundert. Die Beliebtheit nahm allerdings schnell wieder ab, so dass der Genitalschmuck eine Seltenheit blieb. Das änderte sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In den 70er erlangte das Intimpiercing neue Popularität. Die Piercing-Pioniere Doug Malloy und Jim Ward führten Piercings in die Body Modification Community ein. Im legendärem Piercing-Studio Gauntlet Enterprises in LA sind wahrscheinlich die Ursprünge des zeitgemäßen Intimpiercings zu finden. Informationen über den Genitalschmuck wurde durch das Auftauchen von Piercing Fans International Quarterly 1977 für die Öffentlichkeit zugänglich. In den 80er Jahren wurden Intimpiercings von der Modern Primitive Bewegung getragen, die sich in der San Francisco Bay Area bildete.
Intimpiercings wurden wie Brustwarzenpiercings in den letzten Jahren immer beliebter und fester Bestandteil der Mainstream-Kultur. Einer Studie zufolge sind in Amerika Menschen mit Intimpiercing besser ausgebildet und jünger als der Rest. Viele Prominente Amerikaner gaben an, dass sie entweder ein Intimpiercing haben bzw. geplant haben. Dazu zählen unter anderen Lenny Kravitz, Christina Aguilera, Pete Doherty, Lady Gaga oder Janet Jackson. Die Nachfrage nach Intimpiercings wächst, vorwiegend unter den jungen Erwachsenen. In Amerika haben laut einer Studie bereits ca. 14 Prozent der College-Studenten ein Brustwarzen- oder Intimpiercing.
Motivation für ein Intimpiercing
Die Hauptmotivation besteht für Frauen und Männer darin, im ästhetischen Aspekt und der Individualisierung des eigenen Intimbereichs. Neben den ästhetischen Effekt sorgen einige Piercings beim Geschlechtsverkehr für eine zusätzliche Stimulation. Bei Frauen haben Intimpiercings nur einen Effekt auf die Frau selbst. Bei Männern wird durch das Intimpiercing das Lustempfinden gesteigert. In manchen traditionellen Kulturen wird Genitalschmuck als Symbol der Bindung an den Partner getragen.
Intimpiercing bei Männern
Bei Männern gibt es verschiedene Stellen, an den ein Piercing platziert werden kann. Mögliches Stelle sind die Eichel, der Penis-Schaft und die Haut des Penis-Schaftes, der Hodensack und der Damm.
Der Ampallang und der Apadravya sind Piercings durch die Eichel. Der Ampallang verläuft horizontal, der Apadravya vertikal durch die Eichel. Auf der dorsalen befindet sich das Prinz-Albert-Piercing, der umgekehrte Prinz Albert geht durch die ventrale Seite der Eichel. In seltenen Varianten werden der Ampallang und der Apadravya auch durch den Penis-Schaft gestochen. Der sogenannte Dydoe wird durch den koronalen Rand der Eichel gestochen. Alle diese traditionellen Piercings, außer der Dydoe passieren die Harnröhre. Vorteil dieser Methode ist, dass die Heilungszeit und die Gefahr einer Infektion durch den sterilen Urin gesenkt werden. Bei Männern sorgen diese Piercings für eine zusätzliche Stimulation beim Geschlechtsverkehr. Davon profitiert auch die Partnerin.
Ein Vorhaut-Piercing wird durch die Vorhaut auf der dorsalen, ventralen oder lateralen Seite gestochen. Es kann nur bei nicht beschnittenen Männern gestochen werden. Eine weitere Variante ist das Frenum-Piercing. Wie der Name bereits sagt, geht es durch das Penis frenum, die kleine Hautbrücke, die die Schafthaut und die Eichel verbindet. Oftmals, aber nicht immer haben auch beschnittene Männer diesen anatomischen Teil. Ein Hafada-Piercing liegt auf der Haut des Skrotums. Eine Zwischenvariante zwischen Hafada- und Frenulum-Piercing ist das Lorum-Piercing. Es sitzt an der Stelle, wo Skrotum und Penis sich verbinden. Das sogenannte Guiche-Piercing sitzt auf dem Damm. Vorhaut-Piercing haben meistens nur eine dekorative Rolle, und führen meist nicht zu einer Erhöhung der Stimulation.
Intimpiercings bei Frauen
Auch bei Frauen können unterschiedliche anatomische Bereiche für Piercings genutzt werden. Geeignete Stellen sind die mons pubis, die Klitoris und die Klitorisvorhaut, die inneren und äußern Schamlippen und die Umgebung der vaginalen Öffnung (Vestibulum vaginae).
Zum Piercen eignet sich die Eichel der Klitoris nur bedingt. Da dieser anatomische Bereich bei vielen Frauen oft zu kein ist. Daher sind diese Piercings eher selten. Das häufigste Intimpiercing bei Frauen ist das Klitoris-Vorhaut-Piercing. Es kann sowohl vertikal, als auch horizontal durchstochen werden. Verläuft das Piercing tiefer durch die Klitoris-Vorhaut spricht man vom tiefen Vorhaut-Piercing. Verläuft das Piercing vertikal durch den Klitoris-Schaft, handelt es sich um ein Isabella-Piercing.
Bei den äußeren oder inneren Schamlippen kann das Schamlippen-Piercing angewendet werden. Am ventralen Ende der Schamlippen, den Übergang zwischen Klitoris-Vorhaut und Schamlippen befindet sich das Dreieck-Piercing. Es verläuft horizontal und teils unter dem Klitoris-Schaft. Das Fourchette-Piercing passiert den dorsalen Rand der vaginalen Öffnung. Eine seltener Version dieser Variante ist das Suitcase-Piercing, welches im Grunde genommen ein tieferes Fourchette-Piercing ist. Eine weitere ungewöhnliche Variante ist das Prinzessin-Albertina-Piercing, das durch die dorsale Wand der Harnröhre läuft. Es ist die weibliche Variante des Prinz-Albert-Piercings.
Ebenfalls beliebt ist das Christina-Piercing. Das Oberflächen-Piercing befindet sich auf dem unteren Teil des mons pubis, an der Stelle wo sich die äußeren Schamlippen treffen. Eine Kombination aus Christina-Piercing und Klitoris-Vorhaut-Piercing ist das Nefertiti-Piercing.
Gesundheitliche Risiken
Beim Stechen eines Piercings können immer Komplikationen auftreten. Wird in die Haut gestochen oder geschnitten besteht immer die Gefahr, dass sich Entzündungen bilden. Wird das Piercing im Intimbereich gestochen, ist das Risiko besonders hoch. Bewegt sich das Piercing kann jeder Zeit eine unvorhergesehene Migration auftreten. Weitere Gefahren sind eine Abstoßung des Piercings durch die Haut, Narbenbildung oder das Auftreten einer Infektion. In solchen Fällen sollte man dringend einen Arzt aufsuchen. Deshalb sollte man ein erfahrenes Studio auswählen, dass mit den Techniken vertraut ist und hohe hygienische Standards aufweisen kann.