Narben tätowieren – so lassen sich alte Wunden in Kunstwerke verwandeln
Ob aufgrund eines Sportunfalls, einer lebensrettenden Operation, Selbstverletzungen oder vielleicht einem Kaiserschnitt – immer mehr Menschen tragen Narben auf ihrem Körper.
Während es viele Menschen gibt, die diese mit Stolz tragen, da sie so daran erinnert werden, welches Schicksal sie meistern konnten, entscheiden sich auch immer mehr dafür, die Narben mithilfe eines tollen Tattoos zu kaschieren bzw. verschwinden zu lassen. Das ist in vielen Fällen jedoch gar nicht so einfach, wie es zunächst scheint. Warum das so ist und worauf es zu achten gilt, wenn auch Sie darüber nachdenken, vergangene Wunden mithilfe eines Coverups zu verschönern, erfahren Sie hier.
Nicht alle Narben sind auf den ersten Blick sichtbar und dennoch können sie weiter verletzen
Bei vielen Menschen sehen Außenstehende die Narben, die sie tragen nicht sofort, da sie häufig durch Kleidung gut verdeckt werden können. Spätestens im Sommer jedoch, wenn wir unsere Kleider langsam den Temperaturen anpassen, werden viele alte Verletzungen sichtbar und auch der Bräunungsgrad der Haut lässt diese weiter in den Vordergrund treten. Aber auch wenn es sich nur meinen Narbe handelt, die der Betroffene selbst beim An- und Auskleiden immer wieder sieht bzw. nur die ihm am nächsten stehenden Personen, kann diese die betroffene Person immer wieder an eine Zeit erinnern, an die sie oder er vielleicht nicht allzu gerne zurückdenkt. Der Gang zum Tätowierer kann somit auch den Abschluss einer negativen Lebensperiode bzw. einen Neuanfang darstellen und somit sollten die positiven Auswirkungen auf die Psyche der Betroffenen keinesfalls unterschätzt werden, wenn ein Cover gemacht wird.
Narben – so unterschiedlich, wie die Menschen selbst
Wenn auch Sie darüber nachdenken, sich eine Narbe mithilfe eines Tattoos zu verschönern bzw. diese (fast) endgültig von Ihrer Haut verschwinden zu lassen, sollten Sie zunächst wissen, dass dies zwar in sehr vielen, jedoch nicht in allen Fällen möglich ist. Das liegt vor allem daran, dass es sich bei Narbengewebe um keine natürliche Hautstruktur handelt. Während die einen Wundmale nur oberflächlich sind und an ein ganz normales Hautgewebe erinnern, können andere wiederum sehr tief gehen, Hautwucherungen gebildet haben oder auch eindeutig von der Haut abstehen. Je nachdem wie die jeweilige Narbe aussieht muss der Hausarzt bzw. der Tätowierer entscheiden, ob ein Coverup überhaupt Sinn macht oder nicht. Zudem kann die Größe der Narbe eine entscheidende Rolle dabei spielen, ob sich ein Tätowoerer das Projekt Narbentattoo auch wirklich zutraut.
Erfahrungsgemäß lassen sich zum Beispiel Narben von Menschen, die sich in einer schweren Phase ihres Lebens selbst geritzt und somit Schnitte an Armen und Beinen zugefügt haben, sehr einfach covern, weshalb es sich hierbei auch um eine der häufigsten Narbentattoos handelt, die von Tätowierern gemacht werden. Anders hingegen sieht es bei Narben aus, die aufgrund von Operationen entstanden sind, bei denen die Gewebsschichten komplett durchdrungen werden mussten, wie zum Beispiel bei einem Kaiserschnitt. Sind diese schlecht verheilt und haben sich kleine Knötchen auf der Narbe gebildet, werden die meisten Tätowierer eher davon abraten, diese mithilfe eines Tattoos zu überdecken.
Des Weiteren ist es in den meisten Fällen extrem schwer einzuschätzen, wie das jeweilige Narbengewebe auf die Farbe beim Tätowieren reagieren wird und ob diese auf Dauer hält. Während sie an manchen Stellen sehr schnell verblassen kann, ist es durchaus möglich, dass sie an anderen Stellen wiederum sehr kräftig ausfällt. Auch dessen sollte man sich bewusst sein, bevor man sich für ein Cover entscheidet. Nervenschäden, die ebenfalls häufig im Zuge von Verletzungen entstehen, können das Übertätowieren einer Narbe zusätzlich erschweren, da in vielen Fällen das Schmerzempfinden beeinträchtigt ist. So kann es vorkommen, dass Sie beim Tätowieren des Narbenbereichs überhaupt keine Schmerzen empfinden, was natürlich kein Nachteil ist. Andererseits ist es jedoch auch möglich, dass genau diese Hautstellen besonders schmerzempfindlich sind.
All diese Faktoren sollten Sie bedenken, bevor sie sich für oder gegen ein Tattoo auf Ihrer Narbe entscheiden.
Wie so häufig im Leben – der richtige Zeitpunkt entscheidet
Ob und wann es sich um den richtigen Zeitpunkt handelt, um eine Tätowierung machen zu lassen ist häufig alles andere als leicht zu entscheiden. Ist jedoch auch noch eine Narbe vorhanden, die es zu überdecken gilt, wird es noch um einiges komplizierter, denn abgesehen von den üblichen Faktoren ist auch noch der Heilungsgrad der Narbe zu berücksichtigen, wenn es um den richtigen Zeitpunkt für die Tätowierung geht. Zunächst sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass die Narbe auf alle Fälle komplett abgeheilt sein muss, bevor tätowiert werden kann und das kann sehr lange dauern. Je nachdem, wie gut die Heilungsvorgänge im Körper der jeweiligen Person vonstattengehen, kann dies einige Monate oder auch sogar Jahre dauern und hier heißt es Geduld zu haben.
Hat man das Gefühl, die Narbe ist nun endlich vollkommen verheilt, wird jeder seriöse Tätowierer zunächst darauf bestehen, dass Sie einen Hautarzt aufsuchen. Nur dieser kann nämlich wirklich beurteilen, ob noch Störfaktoren in der Narbe vorhanden sind bzw. wie Sie diese mithilfe von verschiedenen Salben optimal auf das Tätowieren vorbereiten können.
Beim Gang zum Tätowierer sollten Sie dringend darauf achten, dass dieser bereits Erfahrungen beim Tätowieren von Narben hat und Ihnen auch einige Beispiele von gelungenen Coverups zeigen kann. Schließlich wollen Sie doch dafür sorgen, dass Ihre Narbe verschönert wird und nicht durch ein schlecht erstochenes Motiv erst recht ins Auge fällt. Je mehr Erfahrungen Ihr Tätowierer auf diesem Gebiet vorzuweisen hat, umso besser ist es und umso mehr Freude werden Sie schließlich auch an dem Ergebnis haben. Ein qualifizierter Tattoo-Meister kann Ihre Narben in echte Kunstwerke verwandeln.
Heilung und Ergebnis bei einem Narben-Coverup
Wie sie nun bereits erfahren haben, unterscheidet sich Narbengewebe maßgeblich von unbeschädigter Haut, weshalb es auch durchaus vorkommen kann, dass die Farbe sich schlecht auf dem zerstörten Hautgewebe hält und die Tätowierung mehrmals nachgestochen werden muss, bis Sie wirklich das Ergebnis erhalten, dass Sie sich vorstellen. Des Weiteren kann die Heilungsphase bei solchen besonderen Tattoos um einiges länger ausfallen, weshalb Sie Ihr Tätowierer ausführlich über die korrekte Nachsorge informieren muss.
Auch wenn ein Tattoo viele Narben und Verletzungen aus der Vergangenheit nicht komplett verschwinden lassen kann, so handelt es sich hierbei für viele doch um die perfekte Möglichkeit, eine alte Verletzung endgültig hinter sich zu lassen und die Narben dieser Zeit zumindest optisch verblassen bzw. fast komplett verschwinden zu lassen.